Das Programm „Bach – Pärt“ steht auf zwei großen Säulen, die alt und neu miteinander verbinden. Johann Sebastian Bach gehört zu den größten Komponisten der Musikgeschichte und Arvo Pärt gilt als der meistgespielte lebende Komponist.
Mit Bach begegnen wir einem herausragenden Komponisten der Barockzeit. Seine Musik ist einerseits höchst komplex und faszinierend konstruiert, andererseits aber dennoch melodiös, eingängig, oft heiter und mitunter mit galanten Anklängen. Eine Besonderheit in seinem Werk bilden die 3 Sonaten für Viola da gamba und obligates Cembalo, spielt hier doch das Cembalo in der rechten Hand die erste Stimme, die Gambe die Mittelstimme und die linke Hand des Cembalos den Bass. Wir haben es also mit Triosonaten zu tun, es sind keine Solowerke mit Basso Continuo wie zu Bachs Zeit üblich. Dadurch verschmelzen beide Instrumente zu einer sonst selten zu hörenden Intimität und Homogenität.
Der estnische Komponist Arvo Pärt auf der anderen Seite ist einer der populärsten Komponisten der Gegenwart. Seine erste Schaffensperiode, in der er sich mit neoklassizistischer Musik, Aleatorik, Dodekaphonie und Collagetechniken beschäftigte wurde nach einer 8 Jahre langen Schaffenspause von einem neuen Kompositionsprinzip, das er Tintinnabuli (lat. Glöckchen) nennt, ersetzt. In diesen Werken ab 1976 bemerkt man Pärts Auseinandersetzung mit dem Gregorianischen Choral, mit der Schule von Notre Dame und der frühen Vokalpolyphonie. Sein Tintinnabuli-Prinzip strebt nicht nach einer progressiv anwachsenden Komplexität, sondern nach äußerster Reduktion des Klangmaterials und Beschränkung auf das Wesentliche. Seine Werke „Spiegel im Spiegel“ und „Fratres“ folgen diesem Kompositionsprinzip.
Dieses Spannungsfeld zwischen Barock und Moderne interessiert uns seit einiger Zeit, nebenbei auch deshalb, weil wir zufällig ein deutsch-estnisches Duo sind. So haben wir uns entschieden, ein Konzertprogramm mit Bach und Pärt, mit der Besetzung Gambe/Cembalo und Cello/Flügel, mit den Epochen Barock und zeitgenössische Musik, mit den Nationalitäten Deutschland und Estland zu erarbeiten. Auf dem Programm stehen 2 der 3 Gambensonaten von J.S.Bach, die im Wechsel mit „Spiegel im Spiegel“ und „Fratres“ in den Versionen für Cello und Klavier gespielt werden.